Zurück in die Vergangenheit: Sega Mega Drive Flashback 2017 von AtGames – Testbericht/Review

Zurück in die Vergangenheit: Sega Mega Drive Flashback 2017 von AtGames – Testbericht/Review

Seit einigen Tagen ist die Neuauflage der 90er Jahre Spielekonsole Sega Mega Drive wieder erhältlich. Als „Classic Mini“ beziehungsweise Flashback-Variante gibt es sie zu kaufen. Nachdem es über die amerikanischen Genesis-Version bereits zahllose negative Kritiken gab, war das Team von powerkonsolen.de umso gespannter, diese Konsole endlich selbst in den Händen zu halten. Und nun geht es „zurück in die Vergangenheit“ – das Ganze allerdings mit HDMI-Power.

Hilfe, ich habe die Konsole geschrumpft: Sega Mega Drive Flashback

Sega Mega Drive Flashback 2017 von AtGames im Test - zurück in die Vergangenheit (Foto: Powerkonsolen.de)

Sega Mega Drive Flashback 2017 von AtGames im Test – zurück in die Vergangenheit (Foto: Powerkonsolen.de)

Überspringen wir mal die ganzen langweiligen Schritte, wie Verpackung inspizieren und darüber fachsimpeln, was drin sein könnte, Karton öffnen und Verpackungsinhalt durchzählen.

Zur Konsole: sie ist auf jeden Fall kleiner als das Original, aber nicht so winzig wie die Nintendo Classics (NES Mini und SNES Mini). Die Oberfläche vom Sega Mega Drive Flashback sieht etwas angeraut aus und nicht so ganz glatt wie man es kennt. Optisch auffälliger ist der Wegfall des Lautstärkereglers. Die Game-Ports sind dafür in die Mitte gerutscht. Auf der Rückseite wurden HDMI- und Strom-Buchse verbaut. Ansonsten ist jeder Schriftzug, wie 16-BIT, Atgames oder Sega Mega Drive auf das schwarze Plastik gedruckt und wirkt damit nicht so edel wie bei der Ursprungskonsole. Zu guter letzt befindet sich auf der Oberseite ein Modulschacht für Cartridges, also die guten alten Spielmodule. Dazu aber später mehr.

Größenvergleich: Sega Mega Drive vs. AtGames Mega Drive Flashback 2017 (Foto: Powerkonsolen.de)

Größenvergleich: Sega Mega Drive vs. AtGames Mega Drive Flashback 2017 (Foto: Powerkonsolen.de)

Zu den Controllern: Die mitgelieferten Controller (zwei Stück) setzen auf Funk. Laut Bedienungsanleitung wird auf 2.4 GHz gefunkt. Sie benötigen zwei AAA-Batterien, die man allerdings nur einlegen kann, wenn man vorher eine Schraube an der Unterseite löst. Über einen kleinen Schalter lässt sich festlegen, wer Controller 1 und wer Controller 2 sein soll. Sind Batterien eingelegt verbinden sich die Controller automatisch mit der Konsole.

Die beiden Controller liegen gut in der Hand. Von der Größe her sind sie allerdings noch ein Stück kleiner als die „Sega Mega Drive II Six Button“-Variante. Das Steuerkreuz steht etwas ab und fasst sich recht schwammig an. Die Knöpfe sind da glücklicherweise etwas straffer gehalten. In der Mitte des Controllers liegen die Buttons „Start“, „Menu“ und „Rewind“. Letztere Taste bewirkt ein Zurückspulen des Spielgeschehens bis zu sieben Sekunden.

Controller-Vergleich: Links das Original vom ursprünglichen Sega Mega Drive, Rechts die Sechs-Button-Version und der kabellose Controller vom AtGames (Foto: Powerkonsolen.de)

Controller-Vergleich: Links das Original vom ursprünglichen Sega Mega Drive, Rechts die Sechs-Button-Version und der kabellose Controller vom AtGames (Foto: Powerkonsolen.de)

Es lassen sich dank der 9-poligen Buchsen auch kabelgebundene Controller an das Sega Mega Drive Flashback anschließen. Bei unserem Gerät saßen die Stecker etwas locker. Ein Controller der ersten Generation, mit grauem Start-Knopf, fand sogar keinen richtigen Kontakt.

Die Uhr tickt … vom Anschalten bis Sega-Logo

Zuerst schalten wir die Konsole mal ohne Spielmodul an. Dabei fällt auf, dass die Front-LED richtig hell ist. Sie ist so hell, dass sogar die rote Plastikabdeckung mit anfängt zu leuchten.

Jedenfalls braucht es seine Zeit bis die Konsole spielbereit ist. Der Ladevorgang dauert satte 17 Sekunden. Dann erst erscheint das Hauptmenü. Nach der Wahl eines Spiels, geht es allerdings sehr flott, bis man losdaddeln kann.

Beim Einstecken einer Cartridge braucht die Konsole fast 20 Sekunden. Dann erscheint das (meist) blaue Sega-Logo auf dem Bildschirm. Ein Tipp: einfach A-Knopf am Controller gedrückt halten, dann wird das Spiel direkt nach dem Ladevorgang gestartet. Andernfalls erkennt das System zwar das Spielmodul und zeigt es an, läd es aber nicht automatisch.

Gewöhnungsbedürftig und träge: das Menü der Flashback-Konsole reagiert langsam (Foto: Powerkonsolen.de)

Gewöhnungsbedürftig und träge: das Menü der Flashback-Konsole reagiert langsam (Foto: Powerkonsolen.de)

Einmal das All-you-can-play-Menü bitte!

Ist das Sega Mega Drive Flashback startbereit, erwarten uns folgende sechs Menüpunkte: „Cartridge“ – zeigt an, wenn ein Modul eingesteckt und erkannt wurde, „Favorites“ – alle Spiele die wir uns vorher gemerkt hatten, „Recent“ – die letzten 10 geladenen Spiele, „Sega Games“ – alle offiziellen Sega-Spiele, „Sonic Games“ – alle Spiele mit Sonic und „Bonus Games“ – ein paar kleinere Spiele, zum Zeitvertreib. Die Menüsprache ist englisch und kann nicht geändert werden. Die Punkte „Alphabetical“ und „About“, die man beim Sega Genesis Flashback findet, fehlen hingegen.

Spiele, Spiele, Spiele – wir wollen sie alle

Apropos Sega Genesis Flashback – diese Spielkonsole hat Mortal Kombat 1 bis 3 an Bord. Bei der europäischen Version fehlen diese. Insgesamt sind es hier 82 Spiele:

  • 42x Sega Mega Drive Spiele
  • 7x Sega Master System Spiele
  • 5x Sega Game Gear Spiele
  • 28x Nicht-Sega Spiele

Die komplette Spieleliste mit 85 Spielen (US-Version) findet sich in dem verlinkten Beitrag.

AtGames Mega Drive Flashback: 82 Spiele gibt es gratis dazu. Davon 42 originale vom Sega Mega Drive (Foto: Powerkonsolen.de)

AtGames Mega Drive Flashback: 82 Spiele gibt es gratis dazu. Davon 42 originale vom Sega Mega Drive (Foto: Powerkonsolen.de)

Innerhalb eines Spiels hat man die Möglichkeit, Spielstände abzuspeichern. Hierfür sind 10 Slots pro Spiel verfügbar. Das funktioniert nicht nur mit den bereits enthaltenen Spielen, sondern auch mit Cartridges. Aktivieren lässt sich das Ganze über den Menü-Button auf der Konsole oder mit dem Controller-Button „Menü“.

Ein paar Worte zum Spielen mit Cartridges: Spielmodule sollte man immer im ausgeschalteten Zustand der Spielkonsole einstecken und entfernen. Möchte man ein Spiel von einer Cartridge spielen, dann muss man das im Menü explizit bestätigen und dafür den A-Button am Controller drücken. Anschließend läd die Konsole ca. 2-3 Sekunden die Spieldaten. Der Slot für die Spielmodule ist nicht so tief, wie beim originalen Sega Mega Drive. Daher rasten die Module recht schnell ein.

Was passt? Kompatibilität vom Sega Mega Drive Flashback

Wir haben ein gute Handvoll Spielmodule getestet. Alle liefen ordnungsgemäß, bis auf zwei. „Super Hang On“ brachte nach dem Startbildschirm einen Grafikfehler mit vertikalen Streifen und das Modul „Mega Games I“ wollte World Cup Italia 90 nicht starten. Auch mit einem Everdrive Modul blieb der Bildschirm schwarz.

Da der Schacht für die Module keine Einkerbungen hat, lassen sich möglicherweise auch Importe spielen. Da wir aber keine nicht-europäischen Spielmodule parat hatten, können wir das nicht bestätigen.

Fazit Sega Mega Drive Flashback im Test

Vorne: zwei Anschlüsse für Controller an der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Vorne: zwei Anschlüsse für Controller an der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Das Sega Mega Drive Flashback hat es definitiv nicht leicht. Es muss sich mit den Mini Classics von Nintendo messen und zusätzlich einem Vergleich mit seiner früheren Vergangenheit standhalten.

Grundsätzlich ist die Idee dahinter gut: eine Retro-Konsole, die man mit Mega Drive Cartridges füttern und Original-Controllern bestücken kann. Von vornherein war allerdings klar, dass die Hardware nur simuliert wird. Leider ist das nicht optimal umgesetzt. Die Spiele wirken im Gameplay leicht verzögert. Man gewöhnt sich mit der Zeit allerdings daran. Wechselt man dann aber zur Originalkonsole, ist der Unterschied enorm. Vielleicht liegt es aber auch am Bild selbst. Das Bild über HDMI sieht zwar scharf, aber eben nicht so butterweich wie ein S-Video oder Scart-Bild aus. Der CRT-Filter, der sich über das Menü einstellen lässt, bringt auch keinen nennenswerte Verbesserungen. Zudem hatten wir das Gefühl, dass schnelle Bildschirmbewegungen nicht flüssig laufen.

Hinten: HDMI- und Stromanschluß an der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Hinten: HDMI- und Stromanschluß an der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Eine richtige Vollkatastrophe ist allerdings das Menü. Es wirkt nicht nur hakelig, sondern ist auch von der Bedienung her eine Zumutung. Dieser Button-A-B-C-Steuerkreuz-Mixture ist eine Torture für jeden Spielefan. Hier haben beispielsweise die Nintendo-Geräte eine deutlich bessere Handhabung. Warum eingesteckte Spiele nicht sofort laden, ist ebenfalls unverständlich.

Dass die Prügelspiele Mortal Kombat 1 bis 3 bei der europäischen Version fehlen, stört uns persönlich nicht. Leider ist die Sonic-Serie nicht komplett: Sonic 3 wo bist du? Ansonsten geht die Spielauswahl in Ordnung. Zumal man ja immer noch die Möglichkeit hat, eigene Module zu spielen. Die Bonus Games hätte man genauso gut durch Mega Drive Spiele ersetzen können. Das Gleiche gilt für die Master-System- und Game-Gear-Spiele? Es heißt ja Sega Mega Drive Flashback.

Oben: An-/Ausschalter und Menü-Button der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Oben: An-/Ausschalter und Menü-Button der Flashback-Version (Foto: Powerkonsolen.de)

Daher gibt es von uns nur bedingt eine Kaufempfehlung. Für ca. 110 Euro (Stand: 19.11.2017) erhält man 42 Mega Drive Spiele, die man teilweise auch auch zweit zocken kann. Auspacken und losspielen klappt zwar, aber der Spielspaß bleibt an der einen oder anderen Ecke mitunter auf der Strecke.

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